Facts: Jahr: 2019 Dauer: 4 Tage Budget: Flug: 152,58 EUR pP Pripyat Trip: 89,00 EUR pP Hotel: 31,00 EUR pP
Wir fliegen vom Flughafen Wien Richtung Osten und kommen am frühen Nachmittag in Kiew an. Zwischen Österreich und der Ukraine gibt es 1h Zeitverschiebung. Die Wechselkurse am Flughafen sind nicht zu empfehlen - ca. 26 für 1 EUR (Kurs: ca. 30). Wir heben am Bankomat 3000h ab. Dabei gibt es die Option eines garantierten Wechselkurses zu 28h. Wir entscheiden uns dagegen - ob das ein Fehler war stellt sich bald anhand des Kontoauszuges raus (War es nicht!) Mit dem Skybus geht es ins Zentrum! Abfahrt ca. alle 15-20min am Tag / 100hrn zum Bahnhof. An der Haltestelle muss man dann quer über den Bahnhof um zur Metro zu gelangen. Die U-Bahnen, die eigentlich für sich selbst eine Sehenswürdigkeit darstellen, gehen Anfangs noch etwas unter. Wir kaufen uns 10 Chips für 77hrn.
Währung: 1 EUR entspricht ca. 30 гривня (ukrainische Hrywnja) - kurz грн (hrn.)
Uns Hostel Mini Hotel near Arena City befindet sich in der Kropivnitskogo Street 14 - sehr zentral - etwa einen knappen Kilometer vom Majdan entfernt. Es gibt keine Rezeption. Eine Dame in einem kleinen Zimmer hat die Verwaltung über. Englisch wäre zu viel erwartet gewesen. Da wir kein Doppelbett wollten und dieses auch nicht gebucht hatten, wurde es etwas kompliziert. Die Lösung war nach längerem hin-und-her dann jedoch relativ einfach, indem die Betten leicht zu trennen waren.
Wir starten die Sightseeing-Tour mit
dem Goldenen Tor von Kiew „Zoloti Vorota“ das ein befestigtes Stadttor aus dem 11. Jahrhundert ist.
Am späten Nachmittag ziehen wir über den Majdan - dem zentralen Areal in Kiew, der durch die Farb-Revolutionen Bekanntheit erlangte.
Am späten Nachmittag sind wir beim Fluss Dnjepr. Eine kleine Kirche/Kapelle im Fluss (Tserkva Mykoly Chudotvortsya) erlangt unsere Aufmerksamkeit, welche jedoch nicht unbedingt ein Must-See darstellt!
Gegen Abend machen wir eine Rast in einem gehoben wirkenden Lokal am Fluss - zwei Bier zu je 60hrn (1/2 Liter, Glas) in entspannter Atmosphärere! Die letzte Sehenswürdigkeit für den ersten Tag ist in Flussnähe die Furniture (eine kurze Bregseilbahn) die uns einige wenige hundert Meter hoch bringt. Zurück ins "Hotel", duschen, nochmals kurz raus, Lebensmittel beim Laden neben uns ...
Ausschlafen bis ca. halb 10 Uhr - das tut gut!
Der Fokus des Sightseeing liegt heute auf den südlichen Bereichen der Stadt.
Wir starteten, vorbei am Dynamo Kiew Stadion Richtung Höhlenkloster (20hrn), Glockenturm (65hrn) sowie die Nahen Höhlen (frei, kleine Kerze: 5hrn).
Weiter, eher zufällig entdeckt: Holodomor - ein Mahnmahl, sowie ein Museeum mit den Themen Great Hunger und dem russischem Genozid unter Stalin.
Nicht weit weg davon, die Mutter-Heimat-Statue, die in der Sowjetunion zum Gedenken an den Sieg der sowjetischen Streitkräfte im Großen Vaterländischen Krieg errichtet wurde.
Unweit davon, im gleichen Areal, das dazugehörige Museum mit einer Ausstellung von viel militärischem "Alteisen".
Wieder mehr Stadteinwärts peilen wir das Haus mit den Chimären an. Das ist Regierungsgebäude mit Tierfiguren verziert und stellte schon eher einen optionalen Part der Besichtigungstour dar.
Mit der Metro fahren wir vom Majdan zur Haltestelle Potschda am Flussufer. Die Tram #5 (die älteste Strassenbahn Europas) konnten wir nicht entdecken. Nur nur wenige Meter dem Fluss entlang kommen wir zur Fussgängerbrücke über den Dnjepr. Am Flussstrand, der als Naherholungsort dient, sind kaum Touristen. Die hauptsächlich einheimische Bevölkerung erfrischt sich im Fluss. Am Weg retour, essen im Noodle Doodle (egg noodles with pepper souce and beef, 125hrn). Da nach dem Essen noch etwas Hunger übrig war, gabs als "Nachspeise" einen Dürüm mit Beef (55hrn). Nach einem Zwischenstopp im Hotel (duschen), geht es nochmal raus Richtung Kiew Fortress. Da es bereits nach 18:00 Uhr war, hatte das Areal bereits geschlossen. Zum Abschluss des Tages genehmigen wir uns ein Bier in zentraler Lage (Carlsberg, 75hrn, 0,33l aus Plasikbecher) - das Lokal am Vortag war die deutlich bessere Wahl!
Tagwache um ca. 06:15 Uhr, Morgentoilette, Frühstück am Weg zum Dnipro Hotel, wo das Pickup für die Tour ist.
Wir waren etwa 10 min vor der Zeit da - warten aber etwas länger auf ein deutsches Pärchen: etwa 40 min.
Ein abermals heißer Tag kündigt sich an. Kurz nach Abfahrt machen wir Halt an einer Tankstelle. Wir erhalten die Aufforderung genug Trinkwasser dabei haben.
Im Bus bekommen wir dann einige Sicherheitsanweisungen, die mit Name und Unterschrift zu bestätigen sind.
Während der Fahrt wurde ein Film zur Katastrophe von 1986 gezeigt, der schnell gutes Hintergrundwissen bietet.
Beim ersten Checkpoint (30km Sperrzone) wird der Reisepass und das Alter der Tour-Teilnehmer kontrolliert und registriert. Jeder erhält einen "Geigerzähler" um den Hals der die Strahlenbelastung für die gesamte Tour aufzeichnet. Bis zur 30er Zone darf man noch kurzärmlig sein. Als erstes besuchen wir einen früher geheimen Platz, der ein Frühwarnsystem für interkontinentale (Atom)Waffen beherbergte - ein riesen Antennen-System das als Empfänger für das kurzwellenbasierte Alarmsystem darstellte. Danach geht es weiter Richtung Tschernobyl. Ein kurzer Stop bei einer Feuerwehrstelle, wo ein Denkmal für die ersten Liquidatoren steht. Dann geht es weiter zu den Reaktoren, Rektor No 5 und 6 sieht man zuerst - diese konnten nicht mehr fertiggestellt werden - einer ist zu 75% fertig einer nur zu 25%. Ein kurzer Halt in etwas größerer Entfernung zwecks Panormama-Fotos. Den Katastrophen-Reaktor #4 kann man bereits in seiner Hülle sehen.
Bevor es mit dem Programm weiter geht, steht das Mittagessen in der Kantine der Reaktorarbeiter an.
Es gibt einen gemischten Salat mit Käse drauf, eine Suppe auf Basis von Kraut und Kartoffeln, und ein Putenschnitzel auf Naturreis (der Reis, der breiähnlich war, schmekt nach Käse), Getränke zur freien Entnahme. Das Essen war eigenltich sehr gut!
Wir starten auf eigene Faust kurz Richtung Reaktor #4 für ein paar Fotos aus der Entfernung ohne andere Touristen.
Alles langärmelig zur Mittagszeit - wirklich sehr heiß!!
Dann geht es mit dem Bus weiter direkt um das Industriegebiet mit den Reaktoren. Direkt vor dem Unfall-Reaktor halten wir an, steigen aus, bekommen einiges erklärt und haben Zeit ein paar Bilder zu schießen. Nächster Halt - Pripyat Welcome - eine Minute für ein Foto.
In Pripyat selbst gehen wir eine gute Stunde durch die Stadt.
Wir sehen ein Kaffee am Fluss, Schulen, Sporthallen, das Krankenhaus, dass noch immer eine immense Strahlung innen aufweist.
Bzgl. "Innen": Man darf so gut wie keine Häuser mehr betreten, da mittlerweile Alles schwer einsturzgefährdet ist.
Es wachsen Bäume auf den Häusern, deren Wurzeln die Mauern zerstören.
Beeindruckend, wie sich die Natur ihr Terrain zurückerobert.
Wie man hier sieht, ist es der Natur weitgehend egal, was wir Menschen treiben...
Weiter geht es zu einem Supermarkt und Restaurant. Das Durchschnittsalter in Pripyat war nur 26 - also weitgehend junge Familien, denen als Ausgleich zu der Verharmlosung der Kernkraft weitgehend alles geboten wurde was man in einer Stadt so wünscht. Pripyat zählte ca. 50k EW und hatte drei öffentliche Bäder. Das Highlight ist der Vergnügungspark mit Riesenrd, Autodrom, Ringelspielen usw. Zum Schluss kamen wir noch zum Stadium, das man als eines der wenigen Bauwerke noch betreten darf aufgrund der massiven Betonbauweise.
Kurzärmelig/Lang: es ist nur ein Gesetz, das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr haltbar wäre. Niemand will dzt. den bürokratischen Aufwand auf sich nehmen, um diese Änderung anzustoßen. Auf der Rückfahrt gibt es zwei Checkpoints wo jeweils Personen und Bus auf Strahlung geprüft wurden. Am Abend kommen wir wieder in Kiew an und stärken uns mit einem Falafel (Dürüm) zu 50hrn.
Danach ins Hotel duschen und frischmachen für einen Abendausgang. Wir schnappen ein paar kleine Biere in entspannter Atmosphäre auf der Straße Richtung Majdan. Ein kl. Becher Bier (geschätzt 0,33) kostet zw. 30 und 40hrn. Ein Snack (Austern waren auch zu haben), 5 Riesengarnelen mit Zirone 40hrn.
Der Flug geht um 14:05 Uhr retour. Wir stellen den Wecker auf halb 9. Wir räumen das Zimmer und gehen auf einen Frühstückskaffee.
Am Weg zum Bahnhof, wo der Skybus Richtung Flughafen abfährt, stoßen wir auf eine militärisch bewachte Strassensperre. Ok ... alternativer Weg - ebenfalls abgesperrt. Die Beamten sind bestimmt aber freundlich. Wir versuchen einem Polizisten klarzumachen, dass wir zum südlichen Bahnhof müssen und fragen wie wir aufgrund der Straßensperren dort hin kommen. Er verweist uns auf die Metrostation nahe Majdan. Eine Metrostation am Weg dorthin war ebenfalls aufgrund eine Straßensperre nicht passierbar. Metro nahe Majdan passt aber - wir nehmen die M1 Richtung Universität und steigen eine Station nach dieser direkt am Bahnhof aus. Abermals quer über alle Gleise sehen wir auch gleich einen Skybus - nehmen aber dann einen anderen der vorher abfährt. Im Bus, um 11 Uhr, kommen wir mit reichlich Reserve am Flughafen Kiew an.
* Kiew ist eine westliche Stadt, die sehr kompakt und sauber ist
* 2-3 Tage würde ich für die Stadt empfehlen
* Freundliche, hilfsbereite Bevölkerung / kaum Kriminalität
* Im Dienstleistungsbereich kommt man mit Englisch gut durch - ein paar Brocken Russisch waren zeitweise hilfreich!
* Russlandkritisches Gedankengut ist leider erkennbar - durch die Geschichte weitgehend verständlich
* Tschernobyl ... auf die Idee wäre ich selbst vermutlich nicht gekommen - stellte aber das Highlight der Reise dar!
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